Sie wagen im Traditionslokal einen Neustart 

 

Priska Wyss und René Marti freuen sich auf den Neustart im Bierhaus. Hanspeter Bärtschi

Quelle: az Solothurner Zeitung

Heute öffnen Priska Wyss und René Marti die Türen des Restaurant Bierhaus – ganz dem Namen nach spielt Bier eine wichtige Rolle. 20 Sorten sind im Angebot, sechs davon können im Offenausschank konsumiert werden. von Tobias Granwehr

Einige mögen sagen, sie seien Spinner. Andere werden Priska Wyss und René Marti zu ihrem Schritt gratulieren. Dritte sagen vielleicht: «Mutig – und schwierig.» Egal, was man davon hält, klar ist: Das Paar lässt ab heute eines der traditionsreichsten Gasthäuser der Stadt wieder aufleben – das Restaurant Braui im Brauihof 12.

Sie hätten unglaubliche viele Rückmeldungen erhalten, bestätigt Marti am Tag vor der Eröffnung. «Viele sagten, wir seien mutig.» Es sei ein richtiger Hype entstanden. Diese vielen Reaktionen hätten sie erst recht ermutigt, ergänzt Wyss. Bereits hätten zwei Vereine einmal wöchentlich einen Stammtisch gebucht, weitere sollen folgen. Vorerst arbeitet Wyss als Wirtin mit einer Serviceangestellten, Aushilfen und einem Koch. Dieser ist nicht irgendeiner, sondern der langjährige «Bären»-Koch Hanspeter Bienz. Seine Bekanntheit sei sicher kein Nachteil, sagt Wyss. Die «Braui» will sich vor allem mit gutbürgerlicher Schweizer Küche und saisonalen Spezialitäten wie Wild von der Konkurrenz abheben.

Geöffnet ist das Gasthaus täglich ab 14 Uhr (samstags ab 10 Uhr), Sonntag und Montag sind Ruhetage. Wie es der Name schon sagt, spielt Bier eine wichtige Rolle im Angebot des Bierhauses. «Eine Bierkultur gehört zu diesem Lokal», sagt Wyss. Marti ergänzt: «Es ist wichtig, dass wir verschiedene Biere anbieten.» Sie seien jedoch vom ursprünglichen Plan abgekommen, vor allem auf ausländische Biere zu setzen. Im Gegenteil: Die «Braui» setzt vor allem auf lokale und Schweizer Biere. 20 Sorten sind im Angebot, sechs davon können im Offenausschank konsumiert werden.

Das Paar ist nervös

Die Nervosität ist dem Paar anzumerken. Denn auch sie wissen, dass die «Braui» in naher Vergangenheit kein gutes Pflaster war. Zuletzt war das Bierhaus vor etwas mehr als zwei Jahren offen. Allerdings nur für kurze Zeit – ein auswärtiges Ehepaar gab den Versuch, das berühmte Restaurant auf Vordermann zu bringen, rasch wieder auf. Die Geschichte der Gaststätte reicht weit zurück: Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstand auf dem Areal eine Brauerei. Diese wich vor etwa 20 Jahren der Überbauung mit den diversen Wohnhäusern rund um die Einkaufspassage. Dort befindet sich mittlerweile der Detailhändler Aldi. Erster Bierbrauer war Jakob Marti, der auch ein Wirtshaus betrieb. Er starb 1843 im Alter von nur 46 Jahren, weshalb seine Witwe den Betrieb übernahm. Sie widmete sich aber wohl mehr der Wirtschaft als der Brauerei, denn: Als Jakob Baumberger die Brauerei 1859 pachtete, schien die Einrichtung in reparaturbedürftigem Zustand zu sein.

Martis Witwe betrieb das Restaurant bis 1878. Dann kaufte Baumberger das Gasthaus. Ab 1888 wirtete Maria Baumberger-Schär im Bierhaus. Danach folgten diverse Wechsel, wobei interessanterweise vor allem Frauen das Restaurant führten. Dazu gehörten Ida Käser, Elise Moor, Rosmarie Kobler oder Marie Baumgartner. Damit schliesst sich ein Kreis, denn nun übernimmt mit Priska Wyss wieder eine Frau den Betrieb. René Marti will dagegen eher im Hintergrund wirken.

1982 kaufte die Brauerei Hürlimann – auch diese gibt es heute nicht mehr – die Langenthaler Brauerei im Besitz der Familie Baumberger. 1983 wurde die Produktion im Brauihof eingestellt. Heutige Besitzerin des Traditionsgasthauses ist die Bruno Marazzi & Co. Immobilien in Bern.

Quelle: «Langenthaler Gaststätten einst und jetzt», ein Buch von Walter Pfenninger, herausgegeben 1979.